Jeder kennt das: Man verlässt die Kantine oder den Imbiss an der Ecke, hat das Tagesgericht im Bauch, vielleicht noch einen Kaffee mit einem süßen Teilchen hinterher, kehrt zum Arbeitsplatz zurück – und zehn Minuten später schlägt es zu: Das Mittagstief. Ein Phänomen, das auch unter den Namen Suppenkoma, Schnitzelkoma oder Fressnarkose bekannt ist.
Bleierne Müdigkeit. Keine Lust auf gar nichts. Konzentrieren? Völlig unmöglich.
Es ist natürlich die Verdauung, die diesen Durchhänger verursacht. Nach dem Essen wird viel Blut in den Verdauungstrakt abgezogen, das dann logischerweise dem Gehirn nicht zur Verfügung steht. Verdauung kostet den Körper Energie. Besonders dann, wenn das Mittagessen fettig, kalorienreich und/oder üppig war. Das Schnitzelkoma kann einen Menschen also auch ereilen, wenn das ganze Team Pizza beim Italiener an der Ecke bestellt hat.
Was hilft gegen das Mittagstief im Büro?
Wenn Sie Ihren Vorgesetzten nun gähnend davon in Kenntnis setzen, Sie litten an „postprandialer Somnoleszenz“ – so der Fachbegriff fürs Suppenkoma – dann lässt man Sie möglicherweise vorläufig in Ruhe. Vermutlich wird das aber nicht so recht klappen.
Deswegen habe ich Ihnen meine besten Tricks zusammengestellt, um aus jeglichem Mittagstief wieder herauszukommen. Da niemand viel Zeit hat, schon gar nicht im Büroalltag, sind es allesamt Quickies, die Sie überall und sofort umsetzen können: Die meisten Impulse zeigen schon nach einer Minute einen spürbar erfrischenden Effekt.
Die Quickies funktionieren natürlich auch jenseits eines gefüllten Magens: Nutzen Sie sie, wann immer die Müdigkeit Sie überkommt und Sie wieder wach und frisch werden wollen/müssen.
Ein Hinweis vorweg: Das sogenannte Power-Napping, also ein kurzer Mittagsschlaf von etwa 15 bis 20 Minuten Dauer, fehlt in der Liste – denn ich kenne (noch) niemanden, der mit dem offiziellen Segen der Chefin bzw. des Chefs mittags ein Nickerchen hält.
Raus aus dem Suppenkoma: 18 Quickies für frische Energie
Hier also meine Hitliste „Her mit frischer Energie!“ Sie bietet 18 erprobte und bewährte Tipps gegen Müdigkeit und das Mittagstief im Büro. Los geht’s:
- Der konkurrenzlose Klassiker: Gehen Sie nach dem Mittagessen raus an die frische Luft und machen Sie einen Spaziergang. Etwa wie unsere Altvorderen gern sagten: „Nach dem Essen sollst du ruh’n oder tausend Schritte tun.“ Zehn Minuten um den Block oder den Gebäudekomplex reichen schon, um das Suppenkoma zu bezwingen. Klingt nach nichts, ist aber eine Blitzkur für Gehirn und Körper.
- Wenn keine Zeit für einen Spaziergang ist: Tun Sie etwas anderes, um Ihren Kreislauf in Schwung zu bringen. Heißt zum Beispiel, trotz des vollen Magens den Aufzug stehen zu lassen und die Treppe zu nehmen. Ihr Körper freut sich, der Rücken sowieso.
- Noch ein Klassiker: Lüften Sie! Machen Sie das Fenster weit auf und fluten Sie Ihre Lungen und das Büro mit frischer Luft (und damit frischer Energie).
- Lassen Sie für 30 Sekunden möglichst kaltes Wasser auf Ihre Handgelenke und den Puls laufen. (Es verstärkt den Effekt, wenn Sie sich zusätzlich mit beiden Händen kaltes Wasser ins Gesicht schaufeln. Dem Make-Up ist das allerdings abträglich.)
- Haben Sie ein Fläschchen Rosmarinöl da, oder vielleicht Pfefferminze? Beide ätherischen Öle beleben ungemein. Testen Sie doch mal, zwei oder drei Tropfen auf ein Tempo zu träufeln und immer wieder kurz daran zu riechen.
- Lassen Sie Licht in den Raum. Notfalls die Deckenbeleuchtung einschalten; je heller das Büro, desto eher folgt Ihr Gehirn Ihrem Verlangen, sich konzentrieren zu wollen.
- Kümmern Sie sich eine Minute um Ihre Atmung, auch das erfrischt und gibt Ihnen neue Kraft: Setzen Sie sich aufrecht hin und atmen Sie tief in den Bauch; der sollte sich dabei vorwölben. Und dann langsam wieder ausatmen. Das Ausatmen sollte doppelt so lange dauern wie das Einatmen.
- Wissen Sie, wo Ihre Thymusdrüse ist? In der Mitte vom Brustbein, etwa vier Fingerbreit unter der Halskuhle. Klopfen Sie mit den Fingern oder sanft mit der Faust eine Minute darauf, das weckt die Lebensgeister. (In dieser Szene von „The Wolf of Wall Street“ tun Matthew McConaughey und Leonardo diCaprio im Prinzip genau das gleiche. Nur etwas, nun ja, anders.)
- Machen Sie sich nach dem Essen mal einen grünen Tee statt des ewigen Kaffees. Die muntermachende Wirkung des grünen Tees hält auch länger an.
- Gönnen Sie sich dazu ein Stück dunkle Schokolade. Zum einen verbessert Kakao die Hirndurchblutung, zum anderen sind in dunkler Schokolade mehr gesunde Flavanoide enthalten als in Vollmilchschokolade (und auch weniger Fett und Zucker).
- Oder lutschen Sie das schärfste Eukalyptusbonbon, das Sie auftreiben können.
- Trinken Sie Wasser, und viel davon. Klingt öde, aber wirkt tatsächlich.
- Aus dem Qi Gong: Reiben Sie Ihre Handflächen aneinander, bis sie sich warm/heiß anfühlen. Wenn Sie mögen, dann legen Sie direkt danach die Handflächen auf Ihre Augen und stellen sich vor, dass Sie deren Energie sanft in Ihren Geist abgeben.
- Massieren Sie Ihre Ohrmuscheln mit Daumen und Zeigefinger, bis sie warm und gut durchblutet sind. Das geht überall und steigert auch die Konzentration in matten Meetings.
- Stellen Sie sich auf ein Bein und halten Sie für eine Minute das Gleichgewicht. Ja, das wirkt! (Und falls niemand Sie dabei sehen soll: Vor dem Waschbecken in der Damentoilette ist Platz genug.)
- Auch ausgiebiges Räkeln, Dehnen und Strecken hilft gegen das mittägliche Leistungstief. Je nach Neigung und Füllungsgrad des Magens können auch 1 Minute Armkreisen oder ein paar Kniebeugen die Konzentration ankurbeln.
- Für Spielerische: Ein paar Minuten mit 3 kleinen weichen Bällen jonglieren, das bringt das Zusammenspiel der beiden Gehirnhälften wieder in Schwung und regt die Kreativität an.
- Für alles-Abkönner: Das Gesicht mit einem Eiswürfel abreiben. Das feuert Sie übergangslos in die Hallo-Wach-Zone. Wirkt auch spätabends bei Überstunden und ruiniert das Make-Up nicht vollständig. Ich spreche aus Erfahrung 😀
Probieren Sie einfach aus, was Ihnen liegt – da wir alle Individuen sind, mag der eine Tipp bei Ihnen supergut wirken, der andere vielleicht weniger. Das kann sogar von der Tagesform abhängen. Und damit Sie die Tipps leichter ausprobieren können, finden Sie hier eine PDF zum Ausdrucken.
Kennen Sie noch weitere Tricks, um aus dem Mittagstief herauszukommen und wieder frisch zu werden? Dann freue ich mich sehr, wenn Sie mir in einem Kommentar davon erzählen.
Auf bald, und bleiben Sie wach und neugierig! 🙂
Ihre Karen Hartig
(Titelfoto: Engin Akyurt/pixabay.com)
Kommentare 6
Klasse Zusammenstellung. Danke!
Vor allem die Aufbereitung mit den links für backgroundinfo und dem pdf zum herunterladen (so kann man es sich hinter den Spiegel nageln ; – )
Ich selbst bin ein Bestreiter der berühmten power nap Minuten. Ist wie reset fürs Hirn sozusagen. Den grünen Tee schon kurz vorher trinken, dann ist die Wirkung da, wenn man wieder in die Wachphase taucht. Und sollte ich dann doch noch nicht voll da sein: tapping. Vor allem mit Stimme, wenn es dann sogleich ins nächste meeting oder ans Telefon geht).
Danke für die kleine Auflockerung im noch nicht Feierabend…
liebe grüße
kaboo
Liebe Kaboo, danke für Deine Ergänzungen! Ist ja eigentlich total logisch, den grünen Tee auf den Wach-Wunsch-Zeitpunkt abgestimmt zu trinken. Ich bewundere heimlich Menschen, die powernappen können. Egal wie müde ich bin, es dauert endlos, bis ich einnicke – und danach bin ich meist zerschlagener als vorher. Das ist vermutlich auch eine Typfrage. Deswegen neige ich zur Kombination Eiswürfel plus Ohrenreiben 🙂
Viele Grüße!
Tolle Tricks, die ich nach und nach ausprobieren werde. Alle einfach, praktikabel und überall einsetzbar. Sehr gute Idee auch das pdf, habe ich soeben ausgedruckt und in die Handtasche gesteckt.
Mein sprachliches Highlight diesmal: matte Meetings
Und was fehlt dankenswerterweise völlig? Der erhobene Zeigefinder, der darauf hinweist, dass eine leichte gesunde Mahlzeit viel besser wäre Danke dafür
Liebe Renate, das freut mich! – auch und besonders der Ausdruck der PDF. Ich hoffe, Du findest darin etwas für Dich Wirksames! (Und ja, es erscheint mir unsinnig, erwachsenen Menschen erzählen zu wollen, dass eine leichte Mahlzeit mittags besser ist. Zumal ich kürzlich erlebte, dass ein simpler „leichter“ Tomatensalat mit Mozzarella mich plättete. Also.)
Bis bald, viele Grüße!
Guten Tag Frau Hartig,
auch, wenn Sie Ihr Coaching ausdrücklich nur für Frauen anbieten, darf ich dennoch sagen, dass zumindest Ihre Tipps geschlechtsübergreifend hilfreich sind. Lebenserfahrung, von der Sie augenscheinlich sehr viel besitzen, ist wohl durch nichts zu ersetzen, höchstens durch qualifizierte Ausbildungen zu ergänzen. Darf ich um mehr Artikel bitten…:))
Lieber Hotte, ich coache heimlich auch Männer, wenn sie anfragen 🙂 Vielen Dank für Ihre Worte – und Ihrem Wunsch nach mehr Artikeln bin ich doch direkt nachgekommen! Auch ein Baumarktbesucht ist durch nichts zu ersetzen…